Wahlberichterstattung: Die Geschlechterstereotype verschwinden – die Kandidatinnen bleiben untervertreten

Bern, 18.10.2016 - Im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015 wurden die kandidierenden Politikerinnen und Politiker in der Berichterstattung fast durchwegs ohne Verwendung von Geschlechterstereotypen dargestellt. Die Frauen waren jedoch in Text und Bild deutlich untervertreten. Dies zeigt eine Analyse ausgewählter Print- und Onlinemedien. Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen EKF fordert die Medien auf, den Politikerinnen in der Berichterstattung mindestens den Platz einzu-räumen, den sie in der politischen Realität längst einnehmen.

Medienpräsenz ist ein wichtiger Faktor für den Wahlerfolg

Ob Frauen in der Politik gleich viel zu sagen haben wie Männer, hat auch mit ihrer Darstellung in den Medien zu tun. Räumen diese beiden Geschlechtern einen gleichberechtigten Platz ein oder tragen sie mit ihrer Berichterstattung dazu bei, Politik als Männer­domäne zu bewahren? Eine von der EKF, dem Bundesamt für Kommunikation BAKOM und der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR in Auftrag gegebene Studie hat untersucht, wie im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015 über Kandidatinnen und Kandidaten in den Medien berichtet wurde. Die Resultate zeigen ein heterogenes Bild von Fortschritten und Stillstand.

Erfreulich: In den Texten und Bildern der untersuchten Medien kommen bei der Darstellung der Kandidierenden kaum mehr Geschlechterstereotype oder geschlechtsspezifische Muster vor.

Dies deutet darauf hin, dass in den Redaktionen die Sensibilität für eine geschlechtergerechte und inhaltsorientierte Darstellung der politischen Sphäre gewachsen ist. Nur vereinzelt zeigt sich, dass die alten Rollenmuster noch nicht vollständig überwunden sind.

Der Stillstand: Verglichen mit den Wahllisten sind kandidierende Frauen in Text und Bild deutlich untervertreten.

Was bereits in früheren Medienstudien festgestellt wurde, gilt auch für die eidgenössischen Wahlen 2015: In allen Sprachregionen und allen Medientypen sind die Kandidatinnen im Vergleich zu ihrem Anteil auf den Wahllisten unterrepräsentiert. Insgesamt betrug der Frauenanteil auf den Listen 34.5 Prozent, in der Berichterstattung der Medien lag er rund 10 Prozentpunkte tiefer. Umgekehrt profitieren Männer von einer Medienpräsenz von gut 75 Prozent, während ihr Anteil auf den Wahllisten nur 65.5 Prozent ausmacht. Diese allgemeine Untervertretung von Frauen bzw. Übervertretung von Männern in den Medien ist ein Hindernis auf dem Weg zur tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter in Politik und Gesellschaft. 

Weitere Informationen:

Kommentar der EKF zur Studie «Gender und Medien im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015» (Oktober 2016) 

Kurzfassung (d, f, i) und Integralfassung (d) der Studie

Fiechtner, Stephanie / Schönhagen, Philomen / Puppis, Manuel (2016): Gender und Medien im Vorfeld der eidgenössischen Wahlen 2015. Im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM, der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen EKF und der SRG SSR. Universität Freiburg.

Alle Dokumente sind als PDF verfügbar auf:
www.frauenkommission.ch > Publikationen > Studien und Empfehlungen  


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