Newsletter EBGB 3/2020: Informieren Sie sich über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen

Foto von Zeitungen

Schwerpunktthema «Selbstbestimmtes Leben»

Wie können wir die Chance der Digitalisierung packen und vermehrt auch zugängliche Formate für Tagungen und Events schaffen?

Foto mit vier tanzenden Menschen
BewegGrund, Performancegruppe von un(heimlich)schön; Foto: Joël Baumann

Ein Einblick in die Vorbereitungen zur Tagung «Partizipation als Chance» vom 3. Dezember 2020 in Biel zeigt auf, welche Aspekte in der Organisation einer grösseren Veranstaltung in Zeiten von COVID-19 berücksichtigt werden müssen. Die Tagung wird anlässlich des Internationalen Tages von Menschen mit Behinderungen vom EBGB, dem Bundesamt für Sozialversicherungen BSV und der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren SODK organisiert.

Eigentlich hätten wir am 3. Dezember 2020 um die 200 Gäste begrüssen wollen! Doch es erging uns wie etlichen anderen Organisationen, Veranstaltern, Kulturschaffenden, Vertretern der Eventbranche etc., die mit der Pandemie unverhofft vor neuen Fragen standen. Unsere Bedenken, dass aufgrund der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln der ganze Anlass entweder in einem viel kleineren Rahmen durchgeführt oder gar gänzlich abgesagt werden müsste, lähmten zuerst unsere Entscheidungsfähigkeit. Doch die anhaltende Planungsunsicherheit spornte uns dann im Frühsommer an, die Chance der Digitalisierung zu packen und den geplanten Anlass nötigenfalls «zu den Gästen» zu bringen, statt die Menschen vor Ort einem unnötig hohen Ansteckungsrisiko auszusetzen. Zum Glück waren der inhaltliche rote Faden zum Thema «Partizipation als Chance» und die Aufteilung der einzelnen Blöcke in enger Absprache mit den beteiligten Organisationen Inclusion Handicap, AGILE.CH, Pro Infirmis, Insieme Schweiz und mensch-zuerst Schweiz bereits früh festgelegt worden. Die Absprachen verliefen über ein erstes Treffen Anfang Jahr, dann über mehrere Telefon- und Videokonferenzen und Mails, zumeist von home office zu home office… Das Programm wurde dann Schritt für Schritt mit dem Eventmanager besprochen, um eine professionelle digitale Realisierung sicherzustellen. Hierbei wollten wir unsere hohen Ansprüche an ein inklusives Programm und an eine partizipative Teilnahme und Interaktion wahren: So werden wir im Volkshaus in Biel eine Art temporäres «Live-Studio» aufbauen. Von da aus wird ein Livestream mit Referaten, Interviews und Podiumsdiskussionen produziert werden. Unser routinierter Radio-Moderator wird uns kommentierend durch die Veranstaltung begleiten. Die einzelnen Referentinnen und Referenten werden vor Ort sein oder sich von zu Hause aus ins Live-Programm einschalten. Eventuell wird auch ein kleiner Teil der Gäste direkt im Saal sein können. Die restlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden per Livestream an der Tagung mitwirken und beispielsweise Fragen über einen Chat stellen können oder auch über moderierte Live-Umfragen ein Feedback abgeben. Da die Tagung zweisprachig geführt wird – auf Deutsch und auf Französisch –, wird gleichzeitig eine Übersetzung in deutsche und französische Gebärdensprache zur Verfügung stehen. Ausserdem wird im Bild eine Live-Audiotranskription in Deutsch und Französisch zu lesen sein. Ein solcher Anlass wird sicher nicht die ganze Stimmung der ursprünglich angedachten Grossveranstaltung wiedergeben können. Aber er lässt uns Varianten testen, um jetzt und auch in Zukunft sicher besser zugängliche Formate für Tagungen und Events zu finden.


Schwerpunktthema «Gleichstellung und Arbeit»

Forschungskooperation und Tool zur Mitarbeiterumfrage

Ein Inklusionsbarometer für Unternehmen? Im September lanciert Mindstep das vom EBGB unterstützte Projekt «Befragungsmodul Diversity und Inclusion» - eine Mitarbeiterumfrage zum Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt. Das Tool ist erfolgreich und wurde inzwischen von der der Universität St. Gallen für eine Forschungskooperation mit Unternehmen zum gleichen Thema aufgenommen und weiterentwickelt. Ab 2021 wird es für alle Unternehmen nutzbar sein.

Menschen mit Behinderungen sollen im Arbeitsmarkt gleichgestellt sein. Dazu muss an verschiedenen Ebenen gearbeitet werden. Nicht nur die Barrierefreiheit an sich ist wichtig. Auch flexible Arbeitszeitmodelle, Sensibilisierung beim Rekrutierungsprozess, diskriminierungsfreie Führungs- und Mitarbeiterkultur usw. Um herauszufinden, wie es nun eigentlich im eigenen Unternehmen um die Inklusion steht, bietet der Inklusionsbarometer von Mindstep neue Möglichkeiten. Nicht nur für den Stand der Dinge zu erfassen. Unternehmen welche das  Befragungsmodul «Diversity und Inclusion» benutzen, werden zum Thema sensibilisiert und erhalten anonymisiertes Feedback der Mitarbeitenden, wo spezifisches Verbesserungspotential besteht.

Das Center for Disabilty and Integration der Universität St.Gallen (CDI-HSG) forscht zum Thema berufliche Inklusion. Zusammen mit dem EBGB startete das CDI-HSG eine Forschungskooperation mit den Unternehmen Novartis, ABB und Post. Das Befragungsmodul von Mindstep erwies sich dabei als ideale Grundlage für die weitere Forschung. Das CDI-HSG half deshalb bei der Entwicklung der Befragung mit. Bisher stammt der grösste Teil der wissenschaftlichen Erkenntnis dazu aus Analysen von offiziellen Bevölkerungsstatistiken oder aus experimentellen Settings. Studien basierend auf direkten Daten aus Unternehmen gibt es bisher kaum. Das Inklusionsbarometer wird aufschlussreiche Daten für die weitere Forschung zur beruflichen Inklusion liefern. Dadurch wird diese Datenlücke wird  nach und nach gefüllt werden. Die Umfrage wird aktuell von den beteiligten Unternehmen Helsana, Stadt Bern und Stämpfli AG getestet und im 2021 öffentlich, für alle Unternehmen, nutzbar gemacht.


Schwerpunktthema «E-Accessibility»

Save the Date: Fachtagung E-Accessibility am 5. November 2020

Im Rahmen der Schweizer E-Inclusion Days findet am 5. November 2020 die nationale Fachtagung E-Accessibility statt. Sind Sie eine Fachkraft in einer Behörde (Bund, Kanton, Gemeinde), der Wirtschaft, einer Behindertenorganisation, der Wissenschaft oder arbeiten in einer Webagentur? Dann reservieren Sie das Datum bereits heute. Lassen Sie sich durch spannende Keynotes und Fachreferate inspirieren. Zudem werden Themen des barrierefreien Zugangs in separaten Workshop-Sessions und einem Podiumsgespräch diskutiert und vertieft. Ebenfalls im Rahmen der Fachtagung wird die neue Schweizer Accessibility Studie der Stiftung «Zugang für alle» vorgestellt. Dabei werden rund 40 Onlineshops auf ihre Zugänglichkeit getestet. Einen Einblick in die Testarbeit zur Studie finden Sie im Blog der Stiftung. Reservieren Sie sich schon jetzt den 5. November 2020. Auf der Seite www.einclusion.ch/de/eaccessibility finden Sie weitere Informationen. Dort können Sie sich bereits in einer «Warteliste» eintragen. Die Tagung wird vom EBGB, von der Geschäftsstelle Digitale Schweiz des BAKOM, der Geschäftsstelle E-Government Schweiz sowie der SBB und der Schweizerischen Post organisiert.

Neuer eCH Accessibility Standard

Am 25. Juni 2020 wurde der neue eCH0059 Accessibility Standard V 3.0 veröffentlicht. Der vollständig überarbeitete Standard legt fest, wie Webseiten, elektronische Dokumente und Apps von Behörden und weiteren öffentlichen Stellen gestaltet werden müssen, damit sie hindernisfrei von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Der neue Standard verweist unter anderem auf die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Neu umfasst er Vorgaben für den Einsatz von Leichter Sprache und von Gebärdensprache. Zudem müssen Webseiten zusätzlich eine Barrierefreiheitserklärung sowie ein Feedback-Mechanismus aufweisen. Weitere Informationen:


Finanzhilfen

Welche Projekte unterstützen wir? Hier finden Sie Kurzbeschreibungen über laufende Projekte, welche das EBGB finanziell unterstützt. 

In dieser Ausgabe: 

  • CléA Assistenzplattform Modul A: Die CléA Jobplattform
  • Gemeinsam - Gemeinsam unterwegs sein, Beziehungen gestalten, träumen und Erlebnisse haben
  • Lehrmittel Bewegung für Menschen mit psychischer Behinderung
  • make2gether – Making für Jugendliche mit und ohne Behinderungen
  • Recovery College Bern - Gemeinsam psychische Gesundheit und soziale Teilhabe fördern
  • Unified Events – Integrative Sportanlässe 
  • Videobewerbungen für blinde und sehbehinderte Stellensuchende
 
 

News Schweiz

Stimmen von Menschen mit Behinderungen in Zeiten von Corona

Das öffentliche Leben und viele Dienstleistungen waren in den letzten Monaten wegen dem Coronavirus stark eingeschränkt. Damit konnten Menschenleben gerettet werden. Deshalb war «zu Hause bleiben» die Devise. Das war wichtig und richtig. Doch was hatte das für Auswirkungen auf den Alltag speziell von Menschen mit Behinderungen? Wir haben nachgefragt. Erfahren Sie mehr über den Alltag von Menschen mit Behinderungen während der Corona-Zeit im untenstehenden Artikel.

Fachkontakt
Letzte Änderung 22.02.2018

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