Enhanced Inclusive Learning (EIL): Nachteilsausgleich und andere Massnahmen zur Chancengleichheit auf Sekundarstufe II

Projektziel & Zielgruppe

Lehrpersonen und Berufsbildende an Berufsfach- und Mittelschulen stehen verstärkt einer Gruppe von Lernenden mit besonderen Bedürfnissen gegenüber, wobei sich alle Beteiligten unterschiedlichen Herausforderungen stellen müssen. Projektziele waren, das Wohlbefinden und die Anforderungsbewälti-gung von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen aufzuzeigen und geeignete (inklusiv-) didaktische Methoden der Lehrpersonen im Unterricht sowie Elemente, welche bei einer gelingenden Umsetzung des Nachteilsausgleichs hilfreich sind, zu eruieren. Das Projekt soll zur Sensibilisierung des Themas «Lernen mit Beeinträchtigung auf Sekundarstufe II» und zur Weiterbildung auf diesem Gebiet beitragen. Zielgruppen sind Lehrpersonen und Ausbildungsverantwortliche auf Sekundarstufe II und deren Lernende.

Wie hilft dieses Projekt?

66 Klassen standen im Fokus: 907 Jugendliche und 60 Lehrpersonen wurden schriftlich sowie 24 Personen in Einzelinterviews und sechs Personen in einem Fokusgruppeninterview mündlich befragt. Es zeigte sich, dass 27 % der Lernenden von einer Beeinträchtigung berichten. Sie erleben oft vermindertes Wohlbefinden und höhere Belastungen in Schule und Betrieb, wobei sich Jugendliche mit psychischen Beeinträchtigungen vergleichsweise am meisten eingeschränkt fühlen. Jugendliche mit Lernstörungen fühlen sich in der Schule etwas besser unterstützt und erhalten deutlich häufiger einen Nachteilsausgleich. Der Nachteilsausgleich hilft besonders, wenn er zusammen mit den Lernenden passend an ihre Bedürfnisse festgelegt wird. Auf der Basis der Erkenntnisse wird Lehrpersonen eine Erweiterung ihres methodisch-didaktischen Repertoires empfohlen. Dadurch wird der inklusive Unterricht gefördert. Ebenso soll die Umsetzung des Nachteilsausgleiches verbessert werden. Im Leitfaden „Umgang mit Beeinträchtigungen auf Sekundarstufe II“ werden dazu Anregungen gegeben. Weiter sind Weiterbildungs- und Beratungsangebote entstanden.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Das Projekt hat auf der Basis eines mixed-method Forschungsdesign Erkenntnisse zur Verbesserung der Lernumgebung auf Sekundarstufe II für Lernende mit Beeinträchtigungen hervorgebracht. Diese wurden in die Praxis diffundiert: So sind acht Publikationen entstanden für unterschiedliches Publikum (Artikel, Medienmitteilungen, Leitfaden), acht verschiedene Weiterbildungsangebote (Referate, Workshops, Vernetzungstreffen) und eine Fachstelle für Fragen rund um die berufliche Inklusion (www.hfh.ch/fabi).

Beispiel

Die Verbesserung einer inklusiven Lernumgebung auf Sekundarstufe II kann auf unterschiedlichen Ebenen vielfältige positive Effekte mit sich bringen. Folgende Zitate befragter Lehrpersonen zeigen dies exemplarisch auf:
Eine verbesserte Lernumgebung für alle dient dem Gerechtigkeitsempfinden: «Und das ist die Chance. Wegen dem Menschen selber, dass er seine Träume verwirklichen kann, dass er sein Talent realisieren kann.»
Der Nachteilsausgleich wird auch entgegen bestehender Diskriminierung gesehen, und gleichzeitig werden die Massnahmen als Veränderung betrachtet, von der alle Schülerinnen und Schüler profitieren können. «Wenn man eine Auflistung von vielleicht fünf, sechs Massnahmen sieht, fragt man sich, wie man das schaffen soll. Die effektive Situation, in der man den Schülerinnen und Schülern mehr Zeit gibt oder etwas verschriftlicht, das man vielleicht vorher nicht verschriftlicht hat, brachte einen Vorteil für alle.»
Zudem stärken Massnahmen auch das Klassenklima, indem Mitschülerinnen und Mitschüler persönlich von den Betroffenen lernen. «Ich finde einfach auch dieses Übernehmen von Verantwortung für andere ganz wichtig, dass die das lernen.»

Herausforderungen

Das Projekt zeigte auf, dass der Begriff «Inklusive Didaktik» an Berufsfach- und Mittelschulen nicht sehr verbreitet ist, respektive das kein Konsens darüber besteht, was darunter zu verstehen ist. Damit wurde u.a. deutlich, dass für die Inklusion von Lernenden mit Beeinträchtigung im schulischen Kontext noch nicht genügend Förderfaktoren vorhanden sind. Das Projekt betrat Neuland und musste etwas Überzeugungsarbeit leisten, es konnten jedoch unterschiedliche Türen für eine verstärkte Sensibilisierung für Lernende mit Beeinträchtigungen geöffnet werden. Die grosse Nachfrage für Publikationen und Weiterbildungsveranstaltungen bei unserem Projekt scheint das zu bestätigen. Zudem kann sich die Praxis durch den Ausbau inklusiver Massnahmen erhoffen, dem von der EDK gesetzten Ziel, dass 95% der Jugendlichen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erreichen, näher zu kommen. Während das Projekt vor allem Anregungen für Schulen hervorgebracht hat, muss in Zukunft der Blick noch vermehrt auf die Sicht der Betriebe und deren Förderfaktoren gelenkt werden.

Trägerschaften

Trägerschaft: Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik (HfH)
Projektregion: Deutschschweiz
Laufzeit: 2018-2020
Kontaktperson: Claudia Schellenberg, claudia.schellenberg@hfh.ch
Webseite: www.hfh.ch

Trägerschaft: Hochschule Luzern Soziale Arbeit (HSLU SA)
Projektregion: Deutschschweiz
Laufzeit: 2018-2020
Kontaktperson: Pia Georgi-Tscherry, pia.georgi-tscherry@hslu.ch
Webseite: www.hlsu.ch

Bild von: Claudia Schellenberg; Projektleiterin Hochschule für Heilpädagogik, HfH
Claudia Schellenberg
Projektleiterin Hochschule für Heilpädagogik, HfH
Bild von: Pia Georgi-Tscherry; Projektleiterin Hochschule Soziale Arbeit, HSLU
Pia Georgi-Tscherry
Projektleiterin Hochschule Soziale Arbeit, HSLU

Letzte Änderung 13.02.2024

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