Freundschaften fördern zwischen Kindern mit und ohne Behinderung – Eine Intervention für das Klassenzimmer

Wie können Freundschaften von Kindern mit und ohne Behinderungen gefördert werden? Berührungsängste abbauen und viel Sensibilisierung. Ein Kinderkrimi bietet Lehrpersonen die Möglichkeit, das Thema Freundschaft und Inklusion ins Klassenzimmer zu bringen.

Projektziel & Zielgruppe

Kinder mit Behinderungen oder mit spezifischem Förderbedarf (SFB) sind in integrativen Schulklassen nicht immer gut integriert. Freundschaften zwischen Kindern mit und ohne SFB können dies ändern. Sie fördern nicht nur die soziale Teilhabe, sondern auch die schulische und soziale Entwicklung. Ziel dieses Projekts war es, mehr darüber zu erfahren, wie die Entstehung von Freundschaften zwischen Kindern mit und ohne spezifischen Förderbedarf gefördert werden kann. Dazu wurde ein Unterrichtsprogramm entwickelt, mit der Lehrpersonen anhand einer Kurzgeschichte und weiteren Unterrichtsmaterialen mit ihren Klassen über Ausschluss, Inklusion und Freundschaft diskutieren können. Wichtig bei diesen Unterrichtseinheiten sind Berührungsängste und negative Einstellungen gegenüber Kindern mit SFB abzubauen.

Die Zielgruppe des Projekts sind Lehrpersonen der Primarschulstufe in integrativen/inklusiven Schulen und Kinder mit und ohne
Behinderungen in diesen Klassen. Zu Beginn des Projekts war die Intervention für angehende Lehrpersonen gedacht, inzwischen kann das Material aber von allen Lehrpersonen über die Internetseite des Projekts bezogen werden. Die Intervention kann auch von Sport- und Jugendverbänden verwendet werden.

Wie hilft dieses Projekt?

Aus dem Projekt entstand nicht nur ein, eigens zum Thema entworfener, Kinderkrimi, sondern auch viel Begleitmaterial rund um das Thema Inklusion und Freundschaft für den Unterricht. Es sind viele Anregungen dabei, die helfen Kinder auf das Thema zu sensibilisieren und auch Übungen die helfen, Barrieren und negative Vorstellungen abbauen zu lernen. Auf spielerische Weise werden dabei nicht nur Schüler und Schülerinnen sensibilisiert, sondern auch Lehrpersonen. Das Projekt hilft also Barrieren,
Vorurteile und Ängste zwischen Kindern mit und ohne Behinderungen oder mit spezifischen Förderbedarf abzubauen. Es ermöglicht und ermuntert sich auf Freundschaften verschiedener Art einzulassen und zeigt Lehrpersonen, wie solche gefördert werden können. Laut verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen fördern Freundschaften zwischen Kindern ohne und mit Behinderungen deren soziale Teilhabe.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Die Wirksamkeit des entstandenen Programms wurde durch die Projektleitenden verschiedentlich überprüft. Es liessen sich verschiedene Resultate ausmachen:

  • Lehrpersonen, die das Programm durchführten, verstanden Klassendynamiken besser und waren besser im Stande, sie mit ihren Klassen zu thematisieren.  
  • Schülerinnen und Schülern zeigten im Anschluss des Programmes weniger Berührungsängste gegenüber Kindern mit Behinderungen oder mit spezifischem Förderbedarf.
  • In den Klassen, in denen das Programm durchgeführt wurde, stieg die wahrgenommene Einschlussbereitschaft und die Thematik der Inklusion wurde teilweise in den Schulalltag integriert.

Die zentralen Inhalte des Programmes konnte an die Schülerinnen und Schüler vermittelt werden. Da das Programm ursprünglich auf Lehrpersonen in Ausbildung ausgerichtet war, konnten angehende Lehrpersonen auf das Thema Inklusion in Klassen sensibilisiert werden. Zudem stehen nun die gesamten Materialen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Beispiel

Die Inhalte und Lernziele des Programmes wurden aus Sicht der teilnehmenden Lehrpersonen bei ihren Schülerinnen und Schülern gut wahrgenommen und sie berichteten über viele neue und positive Erfahrungen. Die Kinder zeigten Interesse an der Geschichte der Buschbanditen, in der ein Kind mit SFB von einer Sonder- in eine Regelschulklasse wechselt und zunächst von den Mitschülern zurückgewiesen wird, bis es auf die heterogen zusammengewürfelten Bande der Buschbanditen trifft. Eine angehende Lehrperson, welche die Intervention im Rahmen ihres Praktikums durchführte, sagte folgendes: «Die Kinder haben gelernt, dass es verletzend ist, ausgestossen zu werden und dass das sehr schnell passieren kann und sie das auch schon gemacht haben. Viele Schüler*innen waren schon einmal in einer ähnlichen Situation und konnten sehr gut erzählen, wie sich das anfühlte.» Eine andere Lehrperson ergänzte: «Ein Kind sagte: "Ich habe gelernt, dass ich als Zuschauer viel machen kann, wenn jemand ausgeschlossen wird, weil sich dann auch andere Kinder trauen zu helfen, wenn ich einschreite“». Nach dem den Schülerinnen und Schülern diese
Kurzgeschichte vorgelesen wurde, fragten sie nach einer Fortsetzung oder spielten während der Pause die Buschbanditen nach. Sie nahmen dabei die Rolle derjenigen ein, die niemanden ausschliessen wollten.

Herausforderungen

Das Projekt sah sich vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Die Covid-19-Pandemie führte zu Verzögerungen: Im März wurden alle Schulen geschlossen und es war sowohl für Schulen wie auch Hochschulen schwierig, den Betrieb aufrechtzuerhalten und die Online-Lehre zu entwickeln. Mit dieser Aufgabe sahen sich auch die beiden Projektleitungen konfrontiert. Dazu kam, dass die Gebäude der PH Luzern mehrere Monate nicht zugänglich waren und so nicht auf die Daten, die nicht online erfasst wurden, zugegriffen werden konnte. Weiter zeigte sich, dass das Programm für Lehrpersonen in Ausbildungen herausfordernd ist und sie
sich deshalb besser für erfahrene Lehrerinnen und Lehrer eignet. Die Intervention wurde entsprechend angepasst und ist auf der Webseite frei erhältlich. Eine vertiefende Durchführung mit bereits geübteren Lehrpersonen ist in der Form einer Weiterbildung geplant.

Trägerschaft

Trägerschaft: Pädagogische Hochschule Luzern
Projektregion: Deutschschweiz
Laufzeit: 2 Jahre
Kontaktpersonen: Jeanine Grütter, Cécile Tschopp, Alois Buholzer
Webseite: www.freundschaftsprojekt.ch

Foto: Dr. Cécile Tschopp
Dr. Cécile Tschopp, Ko-Projektleitung
Foto: Jeanine Grütter
Dr. Jeanine Grütter, Ko-Projektleitung
Foto: Prof. Dr. Alois Buholzer
Prof. Dr. Alois Buholzer, Beratung und wissenschaftliche Mitarbeit

Letzte Änderung 13.02.2024

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