luniq – wohnen wie wir

Projektziel und Zielgruppe

Luniq verfolgt das Ziel, Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, selbstbestimmt in einer selbstgewählten Wohnform zu leben: unabhängig vom Grad der benötigten Unterstützung und integriert als Nachbar*in im Quartier. Das Projekt hatte verschiedene Zielgruppen auf unterschiedlichen Ebenen:

  • Individuelle Ebene: Menschen mit Behinderung sollen in eigenen bzw. selber gewählten Wohnformen leben können: integriert als Nachbar*in im Quartier. Luniq will damit ermöglichen, dass Betroffene ihr Recht auf selbstbestimmtes Wohnen umsetzen können.
  • Gesellschaftliche Ebene: Luniq unterstützt Menschen mit Behinderung bei ihrem Leben im Quartier und nutzt dabei bestehende Strukturen und Ressourcen im Lebens- und Sozialraum der Betroffenen. 
  • (Behinderten-)politische Ebene: Die Umsetzung von luniq als Pilotprojekt ermöglicht die Erprobung eines neuen Ansatzes und dient als Modell für mögliche Innovationen im Behindertenbereich.

Wie hilft dieses Projekt?

Luniq – das bedeutet Leben mit Unterstützung im Quartier. Seit April 2018 unterstützt luniq 13 Personen dabei, selbstbestimmt zu wohnen. Als personenzentrierte Dienstleistung beginnt luniq bei der Frage, wie Menschen mit Behinderung leben wollen und welche Unterstützung sie dafür benötigen. Denn: wie wir wohnen und leben, das wollen wir alle selber entscheiden. Luniq arbeitet personenzentriert, dabei ist die Selbstbestimmung der Nutzenden zentral. Dies verfolgt luniq konsequent mit einer Haltung, welche laufend reflektiert wird als auch mit einer lösungsorientierten Arbeitsweise. Die Personen, welche die Dienstleistungen von luniq nutzen, sind die Expert*innen und somit immer auch Selbstvertreter*innen ihrer Anliegen und Bedürfnisse. Durch die Sichtbarkeit der Nutzenden in den Wohnungen – eingebettet in den Quartieren – erreichen wir eine höhere Sensibilität für die Thematik der Inklusion und leisten einen wichtigen Beitrag dazu. Die Umsetzung von Artikel 19 der UN-BRK – kurz: das Recht auf ein Leben in Gemeinschaft – verfolgt luniq mit diesem Ansatz konsequent.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Luniq hat seit seiner Entstehung einiges erreicht. So konnte auf der individuellen Ebene erreicht werden, dass 13 Menschen mit Behinderung in der Stadt Luzern so wohnen können, wie sie sich das vorstellen. Auf der gesellschaftlichen Ebene hat luniq den Diskurs über Inklusion und Personenzentrierung angestossen und sich aktiv in Diskussionen eingebracht. Gespräche mit Immobilienbesitzenden und Genossenschaften haben einen Beitrag zur Sensibilisierung des Wohnungsmarkts geleistet. Zudem hat luniq ein Studierendenprojekt in diesem Bereich in Auftrag gegeben. Auf (Behinderten-)politischer Ebene haben wir uns an Stellungnahmen beteiligt und uns als Mandatsträger für die Ausgestaltung der Stelle für die Abklärungen der ambulanten Leistungen eingesetzt.

Beispiel

Lena (Name geändert) ist 33 Jahre alt. Viele Jahre ihres Lebens hat sie in einer grösseren Institution in verschiedenen Wohnsettings (Wohngruppe, externe Wohngruppe, begleitetes Wohnen) gelebt. Nicht mehr länger fremdbestimmt zu sein und selber zu entscheiden, wen sie wann trifft, was sie kocht, wo sie einkauft: dies alles hat den Wunsch verstärkt, endlich in einer eigenen Wohnung zu leben. Lena meldete sich im Mai 2021 bei luniq mit dem Wunsch, aus dem Wohnheim ausziehen und künftig in einer eigenen Wohnung zu leben. Nach 5 Monaten konnte luniq Lena zu ihrer ersten Wohnungsbesichtigung begleiten, für welche sie auch gleich die Zusage erhielt. Luniq hat Lena während des ganzen Prozesses begleitet. Gemeinsam wurden die finanziellen Verhältnisse angeschaut, ein individueller Unterstützungsplan erstellt und schlussendlich auch der Umzug geplant. Lena wohnt heute das erste Mal in ihrem Leben selbstbestimmt in ihren eigenen vier Wänden. Auf die Frage, was sie denn motiviert hatte, alleine zu wohnen, sagt sie: «Etwas Eigenes zu haben, Raum für mich. Ich habe mir zum Beispiel immer eine Küche gewünscht, in der niemand anderes «rumwuselt» oder mir reinfunkt beim Kochen. Ich habe jetzt auch ein eigenes Bad, das ich mit niemandem teilen muss. Und wenn ich schlafen möchte, ist es sehr ruhig. Das war auf der Wohngruppe vorher nicht immer so und das geniesse ich sehr.» 

Herausforderungen

Luniq war zu Beginn des Projekts mit der unsicheren Finanzierungslage unserer Dienstleistung konfrontiert. Die Dienstleistung von luniq lässt sich grob in zwei Phasen einteilen. Phase 1 umfasst alle Leistungen, welche vor einem Mietvertrag erbracht werden (die Liste ist nicht abschliessend: Bedarfserfassung, Leistungsplanung, Wohnungssuche-Coaching). Die Phase 2 beinhaltet die Begleitung und Unterstützung der Nutzenden nach dem Umzug (die Liste ist nicht abschliessend: Wohncoaching, Unterstützung im selbstbestimmten Leben, Hilfe zur Selbsthilfe). Auf kantonaler Ebene waren die entsprechenden Gesetze erst am Entstehen und unsere Dienstleistung wurde vollumfänglich über Spenden finanziert. Mit der Ausgestaltung der Verordnung wurden ambulante Leistungen geschaffen, über welche wir einen Teil unserer Dienstleistung nun abrechnen können. Die aktuelle Gesetzgebung finan-ziert die Dienstleistung von luniq aber immer noch erst nach dem Umzug (Phase 2) respektive rückwirkend auf die Unterzeichnung des Mietvertrags. Alle Dienstleistungen im Vorfeld erbringt luniq zur Zeit noch ohne Bezahlung. Die Ausgangslage hat sich nun zumindest für die Phase 2 verbessert.

Weiter sehen wir Herausforderungen bei Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf, die selbstbestimmt wohnen möchten. Der Aufbau eines Assistenzteams ist dabei eine grosse Herausforderung. Die hohe Fluktuation bei den Assistenzpersonen macht es unumgänglich, zusätzlich zum bestehenden Assistenzteam noch einen Springer*innenpool einzurichten. Aufgrund der nicht gerade sehr attraktiven Arbeitsbedingungen für Assistenzpersonen gestaltet sich die Suche nach geeigneten Personen als sehr schwierig. Dies sehen wir als ein weiteres politisches Problem an.

Trägerschaft

Trägerschaft: Verein
Projektregion: Stadt Luzern und Agglomeration / Zentralschweiz
Laufzeit: 2018 – 2022
Kontaktperson: Caroline Rey, Präsidium und Koordination
Webseite: www.luniq.ch

Abgebildet sind Caroline Rey, Fleur Matson und Kevin Duss, Projektteam luniq. Alle drei blicken lächelnd in die Kamera. Caroline Rey trägt einen braunen Kurzhaarschnitt, eine silberne, runde Brille und schwarze Ohrringe sowie eine schwarze Bluse. Neben ihr rechts Fleur Matson mit braunen Schulterlangen Haaren, einem weissen T-Shirt unter einer beigen Jacke. Ganz rechts steht Kevin Duss mit einem dunkelblauen Baselball-Cap, Vollbart sowie einem dunkelblauen Hemd.
Projektteam luniq

Letzte Änderung 13.02.2024

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