Miteinander Turnen

Projektziel und Zielgruppe

Das Projekt Miteinander Turnen der Sport Union Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, das bisherige Vorschulturnen (MuKi, VaKi, ElKi, GroKi) schweizweit zur Förderung der sozialen Integration zu nutzen. In einem ungezwungenen Rahmen werden Familien mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und Familien mit Kindern mit Behinderungen in das bisherige Vorschulturnen integriert. Dieses Aufeinandertreffen ermöglicht den Abbau von Vorurteilen und Kontaktängsten. Die Kinder können zudem ihren Bewegungsdrang ausleben und ihre Basiskompetenzen für die Schulfähigkeit sowie ihre Sozialkompetenzen fördern. Nicht nur das Kind im Alter von 3 bis 5 Jahren, sondern auch dessen Eltern werden dadurch in die Gemeinde und das Vereinsleben integriert. Das Projekt «Miteinander Turnen» (ehemals MIMUKI) wurde als Pionierprojekt in der Sportlandschaft Schweiz vom Breitensportverband Sport Union Schweiz 2016-2022 umgesetzt und per Ende 2022 planmässig abgeschlossen. 

Zielgruppen:

  • Primäre Zielgruppe: Familien mit Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren mit speziellen Bedürfnissen
  • Sekundäre Zielgruppe: Leiter*innen von Vorschulturngruppen
  • Tertiäre Zielgruppe: Netzwerk auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene bestehend aus Vertreter*innen von Gemeinden, Fachstellen, Sportämtern, Vereinsvorständen, Kulturvereinen, Mentoring-Programmen, Sozialberatungsstellen, Multikulturellen Treffpunkten, Partnerorgani-sationen, Medien sowie Schlüsselpersonen, die im Bereich der Integrationsförderung in den Gemeinden im Einsatz stehen

Wie hilft dieses Projekt?

Die Kinder sowie deren (Gross-) Eltern lernen im bestehenden Vorschulturnen des ansässigen Vereins einander kennen und treten in Interaktion. Durch das gegenseitige Kennenlernen und die gemeinsame Freude an der Bewegung werden Vorurteile oder Kontaktängste abgebaut. Die Leitenden werden durch die Weiterbildung (Modul 1 Interkulturelle Kommunikation, Modul 2 Inklusion) auf die gesell-schaftliche Vielfalt sensibilisiert. Die lokale, regionale und nationale Vernetzung der Vereine, Gemeinden und Fachstellen unterstützt Familien mit Migrationshintergrund, mit einem Kind mit Behinderung sowie sozial benachteiligte Familien durch Bewegung und Spiel am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. 

Das Projekt basiert auf einem 4-Säulen-Modell: 

1. Vernetzung
Das Projekt wird auf nationaler, kantonaler, regionaler und lokaler Ebene vernetzt. Die Vernetzungspartner sind Fachstellen, Organisationen, Projekte, Fachpersonen, Vereine und Verbände.
2. Koordination & Kommunikation
Der Verein wird im Prozess aktiv von der Projektleitung begleitet, welche die gesamte Koordination übernimmt. Dadurch entsteht für den Verein kein Mehraufwand, und sowohl die Qualitätssicherung als auch die Nachhaltigkeit am Projektstandort können auf diese Weise gewährleistet werden. Anhand eines Flyers, der in 14 Sprachen vorhanden ist, werden die wichtigsten Informationen zum lokalen Vorschulangebot der entsprechenden Zielgruppe vermittelt.
3. Aus- und Weiterbildung
Die Vorschulturnleitenden absolvieren den Basiskurs Vorschulturnen und nehmen einmal jährlich an der Weiterbildung  teil. Ziel der Weiterbildung ist es, den Vorschulturnleitenden eine Plattform für den Austausch zu bieten, einen Praxis- und Theorietransfer zu ermöglichen, fachliche Inputs zum Thema interkulturelle Kompetenz und Inklusion zu vermitteln und die eigene Wertehaltung zu reflektieren.
4. Forschung
Dank der Zusammenarbeit mit Hochschulen, Fachstellen, Institutionen, Organisationen und Projektstellen im In- und Ausland kann eine wissenschaftliche Fundierung des Projekts gewährleistet werden. Dabei können die durch die Wissenschaft gewonnenen Erkenntnisse direkt in das Projekt integriert werden.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Das Projekt wurde an 22 Projektstandorten, in 7 Kantonen und 3 Sprachregionen umgesetzt. Es vernetzte sich national mit verschiedenen Organisationen und schloss Kooperationen mit PluSport und der KulturLegi der Caritas Schweiz ab. Bei den nationalen Netzwerken der Frühen Kindheit «Lapurla» sowie «Alliance Enfance» ist das Projekt Mitglied. Mit dem Schweizerischen Turnverband (STV) konnte keine Kooperation abgeschlossen werden, jedoch konnte mit den beiden STV-Regionalverbänden Tessin und Graubünden in Bezug auf die Weiterbildung eine Zusammenarbeit aufgebaut werden. Die Vorschulturnangebote konnten bei den Zielgruppen über Sensibilisierungskampagnen bekannter gemacht werden. Im Bereich der Ausbildung wurde das Lehrmittel für den Basiskurs-Vorschulturnen u5 der Sport Union Schweiz inhaltlich überarbeitet werden. Mit der Durchführung der Module 1 (Interkulturelle Kommunikation) und 2 (Inklusion) der Weiterbildung wurden Erfahrungen gesammelt und die Module inhaltlich ebenfalls überarbeitet. Ab 2023 werden die Module 1 und 2 als Weiterbildung vom Verein «Netzwerk Miteinander Turnen» weiter angeboten und in Kooperationen im Rahmen der bestehenden Weiterbildungen von Regionalverbänden durchgeführt. 

Beispiel

Zentralschweiz: Seit dem vergangenen Herbst turnt in unserer Gemeinde ein Kind mit Trisomie 21 wöchentlich in den MuKi-Lektionen in Begleitung seiner Mutter mit. Die Standortleiterin erzählt: «Die Teilnahme dieses Kindes ist enorm wertvoll für unsere ganze MuKi-Gruppe. Es zeigt uns oft mit seiner verspielten und positiven Art, wie unkonventionell und kreativ das MuKi-Turnen gelebt werden kann. Teilweise braucht es etwas mehr Begleitung oder auch einmal eine zusätzliche Verschnaufpause. An der Weiterbildung «Inklusion» haben wir gelernt, auf welche Punkte man bei Kindern mit einer Beeinträchtigung achten muss und dass z.B. bei Menschen mit Trisomie 21 eine Überbeweglichkeit der Gelenke existiert. Auch wurde uns vermittelt, in welcher Form Hilfeleistungen angeboten werden können und wie man Bewegungslandschaften ausgestalten kann, um ein inklusives MuKi-Turnen für alle teilnehmenden Familien zu ermöglichen. Bei uns darf ein Kind mit dem Elternteil mitturnen. Da viele Familien weitere Kleinkinder haben, die nicht fremdbetreut werden, bieten wir wöchentlich einen Hütedienst im Raum neben der Turnhalle an. Wir haben damit gute Erfahrungen gesammelt und das zusätzliche Angebot wird von den Familien sehr geschätzt.»

Herausforderungen

Die Erreichbarkeit von Familien mit speziellen Bedürfnissen war über die ganze Projektumsetzung hinweg herausfordernd. Wir konnten mit unserem Projekt die Bekanntheit der Vorschulturnangebote stärken und die Bedeutung in den Fokus rücken. Es braucht noch weitere Kommunikation zwischen den verschiedenen Stellen, damit Familien informiert sind, die das Angebot aus verschiedenen Gründen wie zum Beispiel Beeinträchtigung, neue Rolle als Elternsein, fehlende Sportaffinität, Sprachbarrieren oder Kultur noch nicht kennen. Der Prozess von Integration, Gleichstellung und Förderung von Vielfalt braucht eine klare Haltung, viel Zeit und Geduld. 

Der Besuch der Aus- und Weiterbildung von den Vorschulturnleitenden war ebenfalls herausfordernd, da die Leiter*innen ehrenamtlich engagiert sind und im Vorschulturnen keine Aus- und Weiterbildungspflicht herrscht. In Bezug auf die Projektumsetzung haben trotzdem fast alle Leitpersonen mindestens ein Weiterbildungsmodul besucht, eine Grundausbildung im Vorschulturnen verfügen über ca. 50 Prozent der Leiter*innen.

Denkanstösse für die Zukunft

  • Wie könnte der Bereich Vorschulturnen/ Frühe Förderung insbesondere die Bewegungsförderungsangebote künftig gestärkt bzw. der Bereich Aus- und Weiterbildung einheitlich geregelt und mit öffentlichen Geldern finanziert werden
  • Wie könnte ein solches Projekt «miteinander» von verscheidenen Trägerschaften lanciert werden?
  • Wie könnte das Konzept des Projekts künftig auch von anderen Projekten oder Verbänden adaptiert und multipliziert werden?
  • Wie können im Bereich Sport noch mehr interdisziplinäre Projekte lanciert werden, die den Bereich Sport, Kinder- und Jugendförderung, Soziales, Gesellschaft tangieren?
  • Wie könnten künftig zwischen den Bereichen Sport, Soziales und Gesellschaft noch mehr Synergien genutzt werden?
  • Wie gehen wir damit um, wenn in der Sportlandschaft die Haltung besteht «wir sind für alle da, bei uns können alle mitmachen» jedoch dies nicht ganz der Realität entspricht

Trägerschaft

Trägerschaft: Sport Union Schweiz Projektregion: Deutschschweiz, Rätoromanische Schweiz und Tessin
Laufzeit: 2016-2022
Kontaktperson: Elias Vogel, Projektleitung Miteinander Turnen 
Webseite: www.miteinanderturnen.ch 

Projektteam Miteinander Turnen

Letzte Änderung 13.02.2024

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