Pilotprojekt "Wie bitte?"

Das Pilotprojekt zur Verbesserung der Inklusion bei Seh- oder Hörbehinderung im Alter zeigt erfreuliche Resultate

Projektziel & Zielgruppe

Ältere Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung verstecken ihre Beeinträchtigungen meist lange. Einfache Massnahmen zur Verbesserung der Selbstständigkeit sind oft unbekannt. Das Pilotprojekt «Wie bitte?» prüfte, ob Informationen über Sinnesbehinderung und einfache Hilfsmittel die Selbständigkeit und die soziale Einbettung dieser Personen verbessern können. Angesprochen wurden alte und junge, sinnesbehinderte sowie gut sehende und hörende Personen aus rund 900 Wohnungen. «Wie bitte?» wendete sich dazu via 11 Siedlungen an die Bewohnerschaft und an Mitarbeitende von vier Wohnbaugenossenschaften (WBG).

Wie hilft dieses Projekt?

Das Projekt setzt auf verschiedenen Ebenen an:

  • Damit Teilhabe gelingt, braucht es alle - Person mit Behinderung ebenso wie das Umfeld. «Wie bitte?» informierte zu Seh- und Hörbehinderung im Alter: Etwa darüber, dass stark eingeschränktes Sehen oder Hören für Aussenstehende ähnlich wirken kann wie eine demenzielle Erkrankung – obwohl keine Demenz vorliegt!
  • Informierte Nachbar*innen haben weniger Vorurteile. Einfache Tipps helfen allen.
  • Verantwortliche und Mitarbeitende der WBG, Hauswarte und Bewirtschafterinnen, gestalten ein seh- und hörbehinderungsfreundliches Umfeld massgeblich mit. Sie verfassen etwa schriftliche Informationen in Grossschrift oder sprechen klar und langsam.
  • «Wie bitte?» führte einen Kurs für Mitarbeitende der WBG durch. Wegen Corona fielen die Informations- und Austauschveranstaltungen mit der Bewohnerschaft weg. Als Ersatz erhielten alle die illustrierte Broschüre mit Geschichten, Fachinfos und Tipps.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Die Informationen an Mieter*innen und die Kooperation mit den WBG bewirkten eine Verhaltensänderung. Unter Nachbarn wurde das Thema angesprochen. In einer Umfrage zeigte sich, dass 72% der Mieter*innen und alle WBG-Mitarbeitenden es wichtig finden, über Seh- oder Hörbehinderung Bescheid zu wissen. Es wurden Massnahmen für den leichteren Zugang zu Informationen und für bessere Sicherheit von den Wohnbaugenossenschaften geplant oder bereits umgesetzt; Tipps aus der Broschüre wurden von Betroffenen und Nachbarn ausprobiert. Nicht zuletzt wollen die Verantwortlichen in den Dachorganisationen und den beteiligten Wohnbaugenossenschaften das Thema lebendig halten.

Beispiele

Bei der Evaluation des Projekts äusserten sich Bewohner*innen mit und ohne Sinnesbehinderung wie folgt:

«Ich finde es gut, dass auch junge Leute sich mit der Thematik auseinandersetzen können. Es fördert auch das Wohnklima in der Siedlung.»

«Spannend für mich waren die Tipps, mit dem Lift, der Pfeffermühle, dem Herd. Die Informationen haben mir eine neue Perspektive gegeben.»

«Neu war für mich, dass Betroffene trotz Beeinträchtigung zu Hause leben können.»

«Es ist gut für mich zu wissen, dass ich damit nicht alleingelassen werde.»

Die Einstellung gegenüber Personen mit Sinnesbehinderung im Alter hat sich verändert: So nahm die Überzeugung, dass Personen mit Sehbehinderung alleine in einer Wohnung leben können zu. Das Bewusstsein dafür, dass die Teilnahme an Veranstaltungen für Personen mit Hörbehinderung mit Einschränkungen verbunden ist, stieg während die Auffassung, diese Personen hätten keinen Nutzen von der Teilnahme an Gruppenanlässen, sich halbierte.

Herausforderungen

Wegen der Pandemie konnten die Bewohnerveranstaltungen nicht stattfinden. Als Ersatz entstand die Broschüre, die elektronisch verfügbar ist oder gedruckt bei WBG CH erhalten werden kann (solange Vorrat). 

Das übergeordnete Ziel der Inklusion und längeren Selbstständigkeit von älteren Personen mit Seh- und Hörbehinderung im Alter kann mit dem Hauptprojekt im grösseren Rahmen verfolgt werden. Dazu wird eine Organisation gesucht, die das Projekt übernimmt. Eine der grössten Herausforderung dürfte sein, dass die Thematik Sehen und Hören im Alter über die Projektphase hinaus präsent bleibt und eine nachhaltige, personenunabhängige Institutionalisierung von behinderten-freundlichen Rahmenbedingungen stattfindet.

Trägerschaft

Trägerschaft: Verein für Menschen mit Sehbehinderung im Alter / KSiA, Kompetenzzentrum Seh- und Hörbehinderung im Alter Projektregion: Deutsche Schweiz
Laufzeit: September 2020 bis Juni 2021
Kontaktperson: Fatima Heussler, fatima.heussler@ksia.ch
Webseite: www.ksia.ch

Magdalena Seibl, Evaluation; Judith Wildi, Projektorganisation, Kurse; Fatima Heussler, Vorsitzende Steuergruppe (von links nach rechts).
Magdalena Seibl, Evaluation; Judith Wildi, Projektorganisation, Kurse; Fatima Heussler, Vorsitzende Steuergruppe (von links nach rechts).

Letzte Änderung 13.02.2024

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