Offenheit als gegenseitige Chance

Wie ein Song die Grenzen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung auflösen will.

«Es gibt immer noch viele Barrieren im Leben eines Menschen mit Behinderung, die man nicht immer auf Anhieb sehen kann. » sagt Daniele Corciulo. Daniele hat einen Song komponiert, welcher sich mit dem Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen befasst. Er möchte damit aufzeigen, wie diese gefördert werden kann. Im gemeinsamen Gespräch mit Daniele wird schnell klar: Im Bereich der Arbeit und Beruf gibt es noch viel Handlungsbedarf.

Foto von Daniele Corciulo am Piano
Daniele Corciulo

Daniele ist 34-jährig, blind und ist an der Universität Zürich zuständig für die digitale Barrierefreiheit. Der Song «Take My Hand» hat er zusammen mit seinem Freund Michael Vogt produziert und aufgenommen. Das Lied ist auf YouTube, Spotify, ITunes und AppleMusic abrufbar.

YouTube-Link: “Take My Hand”

«Take my hand, take the Chance, I believe in your ability Nimm meine Hand, Ergreife die Chance, Ich glaube an deine Fähigkeit. »

Die Kompetenzen eines Menschen mit einer Behinderung können erst wahrgenommen werden, wenn diese Person die Chance hat, ihre Fähigkeiten zu zeigen. «Viele Menschen haben Angst, einer Person mit einer Behinderung einen Job anzubieten. Meistens befürchten die Arbeitgeber, dass diese Menschen wirtschaftlich nicht rentabel sind. Wenn jedoch ein Arbeitsplatz barrierefrei gestaltet ist, können Menschen mit Behinderungen ihre Aufgaben erledigen. Zudem sind die erlebten Erfahrungen betreffend Behinderung eine grosse Bereicherung. Denn: «Oft übersehen die Chefs die Vorteile. Die gibt es nämlich auch.», sagt Daniele. Er weiss, wovon er spricht. Als blinde Person war die Stellensuche für ihn nicht einfach. «Einer der wichtigsten Punkte für eine erfolgreiche Inklusion ist die Offenheit auf beiden Seiten. Ein Arbeitgeber muss offen sein, um einer Person mit Behinderung eine Chance zu geben und auf sie zuzugehen. Doch die Person mit der Behinderung muss auch offen sein. Er muss klar sagen und zeigen, wie die Barrieren am Arbeitsplatz abgebaut werden können.»

«I need you, you need me, we all need diversity – Ich brauche dich, du brauchst mich, wir alle brauchen Vielfalt. »

Ein barrierefreies Arbeitsumfeld zu schaffen, braucht manchmal andere und neue Wege. Solche Wege auszuprobieren, schafft Chancengleichheit. Wie die zweite Zeile des Refrains aussagt: «Mit gegenseitiger Offenheit kann eine bereichernde Vielfalt geschaffen werden.» Dies kann mit einer Metapher veranschaulicht werden: Auch ein Song besteht nicht nur aus einem Ton. Ein Lied lebt von unterschiedlichen Tönen, Rhythmen und Takten. Wie in der Einleitung erwähnt, soll der Liedtext nicht nur die Chancengleichheit in der Arbeitswelt ansprechen. Den Song gehört und den Text im Hinterkopf, lässt einem vielleicht auch im Alltagsleben Grenzen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen entdecken. Bei einem Sportanlass, im Zug, bei der Wohnungssuche, im Kino. Auch hier ist Offenheit der erste Schritt zur Chancengleichheit.

Interview und Artikel: Julian Piller, Zivildienstleistender EBGB. Das Interview wurde telefonisch im Juli 2020 auf Deutsch geführt.

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Letzte Änderung 09.10.2020

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