Neue Leitung FRB, Dezember 2021

Wir haben für den «Scheinwerfer» mit Marianne Helfer, neue Leiterin der FRB, über neue und alte Herausforderungen bei der FRB geredet.

Sie haben im Herbst die Leitung der Fachstelle für Rassismusbekämpfung übernommen. Worauf freuen Sie sich – oder auch nicht?

Ich freue mich sehr darauf, mit meinem Team und vielen weiteren Partnerinnen und Partnern in den nächsten Jahren die Rassismusbekämpfung des Bundes weiterzuentwickeln. Seit der Gründung der Fachstelle vor 20 Jahren wurde Pionierarbeit geleistet: die Rassismusbekämpfung wurde als staatliche Aufgabe etabliert. Jetzt müssen wir darauf aufbauen und in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, der Zivilgesellschaft und der Politik Nägel mit Köpfen machen: Rassismus muss als gesellschaftliches Problem anerkannt werden und eine Debatte über dessen Bekämpfung muss stattfinden; Betroffene müssen noch besser Zugang zu Schutz und Beratung haben; die Institutionen müssen sich fit machen für Vielfalt und gegen Diskriminierung. Daran arbeitet die FRB zusammen mit vielen anderen. Das werden wir auch weiterhin mit viel Elan – und Durchhaltewillen - tun.

Welche aktuellen Herausforderungen der Rassismusbekämpfung wollen Sie mit der FRB anpacken?

Um Rassismus zu bekämpfen, müssen wir das Problem und die Situation verstehen. Bestehende Monitoring-Instrumente können noch verbessert und sichtbarer gemacht werden, damit Politik und Verwaltung Daten und Fakten als Grundlage für Massnahmen nutzen. Wir müssen klar und deutlich aufzeigen können, dass Rassismus ein strukturelles Problem ist und nicht (nur) ein interpersonales. Es gibt viel Engagement und tolle Projekte aus der Zivilgesellschaft. Allerdings wird zu oft isoliert agiert und das Rad immer wieder neu erfunden. Die FRB kann Akteure und Akteurinnen zusammenbringen, untereinander vernetzen und sie in ihrer Rolle in der Rassismusbekämpfung stärken. Das ist mir persönlich ein grosses Anliegen – denn alleine kommt hier niemand weiter. Menschen, die Diskriminierung erfahren, müssen Zugang zu Beratung und Unterstützung haben. Doch die entsprechenden Angebote sind oft sehr prekär ausgestattet – es ist eine staatliche Aufgabe, hier die Strukturen so zu stärken, dass Betroffene tatsächlich Schutz und Beratung finden. Und schliesslich hinken viele Institutionen, gerade staatliche, der gesellschaftlichen Realität hinterher: Wir müssen Mittel und Wege finden, dass sie sich (wir uns) öffnen, die Bevölkerung tatsächlich repräsentieren, für Zielgruppen zugänglich sind und aktiv vor Diskriminierung schützen.

Seit dem 12. November 2021 läuft die Podcastreihe der Fachstelle «Reden wir! 20 Stimmen zu Rassismus». Was wollen Sie mit der Podcastreihe erreichen?

Die Podcastreihe versammelt 20 Expertinnen und Experten aus der Rassismusbekämpfung. Gemeinsam zeichnen sie ein Bild der Erfolge der letzten 20 Jahre, aber auch der aktuellen Herausforderungen in der Bekämpfung von Diskriminierung und Rassismus. Diese Zwischenbilanz soll der FRB und anderen dienen, bestehende Ziele zu schärfen und neue zu definieren. Die Podcastreihe ist aber vor allem auch ein Versuch, eine konstruktive Debatte unter Akteuren und Akteurinnen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft weiterzuführen und zu beleben. Im Sommer 2022 werden deshalb alle Beteiligten an einer Tagung zusammenkommen, um die Gespräche aus den einzelnen Podcasts weiterzuführen. Aus der Vernetzung, dem vielfältigen Wissen und den Diskussionen kann neue Energie entstehen.

Letzte Änderung 08.12.2021

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