Welche Ausländerinnen und Ausländer werden am meisten diskriminiert?

Abneigung gegenüber bestimmten Gruppen von Ausländerinnen und Ausländern kann sich über einen gewissen Zeitraum hinweg verschieben oder gar ins Gegenteil wandeln. Verschiedene Ausländergruppen gelten heute als gut integriert und unauffällig, obwohl sie noch vor wenigen Jahren als höchst störend und unangepasst empfunden wurden.

Bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts waren die Italienerinnen und Italiener der Inbegriff des Ausländers, der Ausländerin, die abzulehnen und auszugrenzen waren. In der fremdenfeindlichen Rhetorik wurden sie als kulturfremde Eindringlinge beschimpft. Heute gehören sie zum festen Bestandteil der schweizerischen Gesellschaft: wer ist nicht stolz auf eine gewisse «Italianità»?

Später, etwa Mitte der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts, wurden Tamilinnen und Tamilen als Drogenhändler, Terroristen und nicht integrierbare Menschen verschrien. Heute werden sie in Umfragen regelmässig, nach den Tibeterinnen und Tibetern, als beliebteste Ausländerinnen und Ausländer nichteuropäischer Herkunft genannt. Sie gelten als unauffällig, fleissig und angepasst.

Zu Beginn der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts waren es die (Kosovo-) Albanerinnen und Albaner, die überall angefeindet wurden. Dies hat sich etwas gelegt, doch sie haben, zusammen mit allen Menschen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien, immer noch grosse Schwierigkeiten, akzeptiert zu werden: Jugendliche finden keine Arbeitsplätze, Einbürgerungen werden abgelehnt usw.

Der Bericht der Fachstelle für Rassismusbekämpfung beschäftigt sich ab Kapitel 6.3 mit vier Bevölkerungsgruppen, die entweder in der Schweiz besonders gefährdet sind, Opfer von rassistischer Diskriminierung oder rassistischem Verhalten zu werden, oder die dem Diskriminierungsverbot gemäss Rahmenübereinkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten unterstehen: Jüdinnen und Juden, Musliminnen und Muslime, Schwarze sowie sesshafte und fahrende Jenische, Sinti/Manouche sowie Roma.

Ausgelöst durch die Intensivierung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern im Sommer 2014, verzeichnen vor allem die sozialen Netzwerke eine Zunahme von diskriminierenden Äusserungen, Gewaltdrohungen und Hassreden gegen Jüdinnen und Juden.

Musliminnen und Muslime in der Schweiz sind aufgrund ihrer Herkunft und kulturellen Prägung sehr verschieden und auch in Bezug auf Glaubensfragen sehr unterschiedlich eingestellt. Die übergrosse Mehrheit bezeichnet sich als nicht oder selten praktizierend und ist nicht Mitglied einer islamischen Organisation. Islam- und muslimfeindliche Handlungen reichen von rassistischen Diskriminierungen im Bildungsbereich, im Arbeitsleben oder bei Einbürgerungen bis hin zu gewalttätigen Angriffen auf Muslime, Anschlägen auf Moscheen oder islamische Zentren.

Schwarze erleben Rassismus und diskriminierende Handlungen insbesondere im öffentlichen Raum, in Kontakt mit Behörden, in der Arbeitswelt oder beim Wohnen. Ausschlaggebend für Anti-Schwarzen-Rassismus ist einzig die Hautfarbe der Person – sei diese Person nun seit Generationen hier oder erst eingereist, gut integriert oder nicht. Anti-Schwarzen-Rassismus zeigt auf, dass Integrationsmassnahmen allein nicht reichen, sondern dass Massnahmen zum Abbau diskriminierender Praktiken, Äusserungen und Einstellungen nötig sind.

Weitere Informationen finden Sie auch unter «Monitoring und Berichterstattung».

«Schwarze Menschen in der Schweiz», EKR

Revue «Interdialogos», n°1 2007, «Être Africain en Suisse» (französisch)

Sesshafte und fahrende Jenische

Von den rund 30‘000–40‘000 Jenischen und Sinti (Manouche in der Romandie) pflegen zirka 3000–5000 eine halbnomadische Lebensweise, der weitaus grösste Teil lebt heute allerdings sesshaft. Die Mehrzahl ist jenisch, dazu kommt eine geringe Zahl von Sinti/Manouche. Jene, die eine fahrende Lebensweise pflegen, können ihre halbnomadische Lebensweise nur bedingt ausüben, vor allem aufgrund fehlender Stand- und Durchgangsplätze. Dies obwohl ein Bundesgerichtsentscheid festlegt, dass die Nutzungsplanung Zonen und geeignete Plätze vorsehen muss, die für den Aufenthalt von Fahrenden geeignet sind und deren traditioneller Lebensweise entsprechen, da diese verfassungsrechtlichen Schutz geniesst (BGE 129 II 321). Die Schweizer Jenischen und Sinti sind, ob fahrend oder nicht, eine im Rahmen des europäischen Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten anerkannte Minderheit, gegenüber welcher Bund und Kantone eine besondere Schutzpflicht haben. Trotzdem stellen sich aufgrund der fahrenden Lebensweise Herausforderungen in Bereichen wie Sozialversicherungsrecht, Haftpflichtrecht und Bildung, die zu Diskriminierungen führen können.

Die allermeisten Roma, die aufgrund von politischen Ereignissen in Osteuropa und Südosteuropa in die Schweiz eingewandert sind, sind heute vollständig integriert und sind für Aussenstehende nicht als Roma zu erkennen. Nur auf der Durchreise sind Gruppen von fahrenden Roma aus anderen europäischen Ländern (vor allem aus Frankreich und Italien), die in der warmen Jahreszeit die Schweiz durchqueren, was jeweils grosse mediale Beachtung findet. Schliesslich gibt es eine kleine Anzahl Roma (Bettler/-innen, Jugendliche auf Diebestour, Sexarbeiter/-innen), die die einheimischen Medienmeldungen dominieren und so unser Bild der Roma überhaupt prägen. In den Schweizer Medien wird häufig ein Bild der Roma gezeigt, das von der Realität der Mehrheit der Roma erheblich abweicht und sie auf negative Merkmale reduziert.

Verschiedene Institutionen erfassen rassistische oder diskriminierende Verhaltensweisen und Einstellungen. Einen Überblick dazu, wie auch über die Veränderung rassistischer Vorfälle in der Schweiz in den letzten zwanzig Jahren, liefert das Datenkapitel des Berichts der Fachstelle für Rassismusbekämpfung.

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR und die Eidgenössische Kommission für Migrationsfragen EKM haben verschiedene Publikationen zum Thema veröffentlicht, welche auf den entsprechenden Internetseiten zu finden sind.

Das Staatssekretariat für Migration SEM veröffentlicht ausserdem Publikationen über einige Herkunftsländer der in der Schweiz wohnhaften Bevölkerungsgruppen: SEM Herkunftsländerinformationen

Das Bundesamt für Kultur BAK veröffentlich regelmässig Berichte zum Aktionsplan «Jenische, Sinti, Roma».

 
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