Abschied Michele Galizia, September 2021

Auf Wiedersehen – weiter so!

Vor 25 Jahren wurde «Rassismus» in der Schweiz erstmals anerkannt. Nachdem an einer denkwürdigen Abstimmung Art. 261bis StGB von den Stimmberechtigten angenommen wurde, nahm im Herbst 1995 die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) ihre Arbeit auf. Tatsächlich, so belegen Medienanalysen, wurde der Begriff «Rassismus» erst im Rahmen dieser Debatten auf die Schweiz bezogen – zuvor galt es als etwas Entferntes, Fremdes, sicher nicht unsere Gesellschaft Betreffendes.

Der Anfang war gemacht, doch es brauchte noch mehrere Jahre, bis Rassismus, als zwar unangenehmer, aber doch weitgehend selbstverständlich zu berücksichtigender Aspekt für das Zusammenleben in der Schweiz anerkannt wurde: als gesellschaftliches Problem, das wie andere auch angegangen und behandelt werden muss, das nicht einfach «überwunden» oder «beiseitegeschoben» werden kann.

Der kleine «Frontenfrühling» (Anschläge und Morde rechtsextremer Gruppierungen) und die Debatten rund um die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg trugen dazu bei, dass zu Beginn des neuen Jahrtausends, die Bekämpfung von Rassismus als staatliche Aufgabe mit einer eigenen Fachstelle, mit Personal und Finanzen, sowie der Möglichkeit, Subventionen für Projekte gegen Rassismus zu vergeben, eingerichtet wurde. Seither konnte schrittweise die Einsicht geweckt werden, dass Rassismus in allen Lebensbereichen behandelt werden muss: als Krankheitsursache in einem umfassenden Gesundheitsverständnis, als Form von Gewalt in Jugend- oder Polizeiarbeit, als menschenrechtliche Verhaltenskompetenzen in der Bildung, als Hindernis für ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben in der Integrationsarbeit.

Dank der Möglichkeit, Subventionen zu vergeben, konnten die 20 Jahre auch dazu genutzt werden, eine breite zivilgesellschaftliche Basis mit einer Vielzahl kleinerer und grösserer Organisationen zu fördern. Diese bildete die Voraussetzung für den breiten Widerhall und die langfristige Wirkung der neuen Bewegungen der letzten Jahre. 25 Jahre durfte ich diese Prozesse, zunächst beim Aufbau der EKR, dann bei der Leitung der FRB mit einem wechselnden, aber immer wunderbaren Team, begleiten.

Die Basis ist gelegt, der Aufbau kann weitergehen. Dazu wünsche ich meiner Nachfolgerin, Marianne Helfer, und dem gesamten Team viel Erfolg und weiter Durchhaltewillen.

Michele Galizia
 

Letzte Änderung 29.09.2021

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