«Banking Time» - Beziehungsorientiert mit auffälligem Verhalten umgehen
Im Zentrum des Projekts stand ein integrativer Ansatz zum beziehungsorientierten Umgang mit auffälligem Verhalten von Schüler*innen, die Methode «Banking Time». Hauptziele des Projekts waren die Evaluation der Umsetzbarkeit und Wirksamkeit der Methode, sowie deren Implementation im regionalen Schulfeld. Im Rahmen des Projekts wurde die Methode in 45 Klassen angewendet und ausgewertet. Die Implementation erfolgte durch Weiterbildung und verschiedene Publikationen. Folgende Zielgruppen wurden angesprochen:
- Schüler*innen mit auffälligem Verhalten beider Kindergartenjahre sowie der 1. und 2. Klassenstufe
- Klassenlehrpersonen und Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen
- Lehrpersonen und Schulteams
- Studierende der Pädagogischen Hochschule Luzern
Die Zurechtweisung, Sanktionen und Konflikte auf Grund auffälligem Verhalten beeinträchtigt die Beziehung zwischen Lehrperson und Kind. Banking-Time verfolgt das Ziel diese Beziehung zu verbessern. Im Zentrum der Methode steht das vom Kind geführte Spiel im Rahmen von geplanten Eins-zu-Eins-Interaktionen (Kind-Lehrperson). In regelmässigen dafür reservierten Momenten über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen werden systematisch positive Beziehungserfahrungen für Lehrperson und Kind ermöglicht und so «Beziehungskapital» angespart. Auffälliges Verhalten wird als Teil dysfunktionaler Interaktionsmuster gesehen. Diese können durch das spezielle Setting mit den regelmässig stattfindenden Sequenzen verändert werden.
Folgende Aussagen von Lehrpersonen, die die Methoden umgesetzt haben, geben einen Einblick in die Wirkungen des Projektes:
«Das Kind, mit dem ich die Banking Time machte, war schon eineinhalb Jahre in meiner Klasse. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass wir keine wirkliche Beziehung zueinander hatten und ich konnte das Kind irgendwie nie richtig „fassen“. Schon während der Banking Time entwickelte sich eine positive und warme Verbindung. Das Kind hatte zwar immer noch in gewissen Situationen Schwierigkeiten, seinen Frust zu kontrollieren, ich komme jedoch in diesen Situationen viel besser an den Knaben heran. Er spricht mit mir, obwohl er noch wütend ist und weint. So kann ich ihn unterstützen und ihm helfen, die Situationen zu meistern. Und es gibt jetzt viel weniger Situationen, in denen er ausrastet.»
«Die Integrierte Beziehungsförderung ist sehr gut im Alltag einsetzbar. Dadurch, dass man sie „planen“ und festhalten muss, hat man den Überblick und vergisst sie nicht im Trubel des Alltags. Ich habe positive Veränderungen feststellen können. Zwischen dem Kind und mir hat sich Nähe und Vertrauen aufgebaut. Diese Methode kann man einfach umsetzen, weil sie die Lehrperson nicht absorbiert.»
Während der Covid-Pandemie konnte die Intervention «Banking Time» wegen des Lockdowns nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden. Das Projekt wurde daraufhin verlängert. Herausforderungen bei der Umsetzung sind organisatorische Fragen in den Schulen, da in den Zeiten der Banking Time eine zweite Lehrperson zur Verfügung stehen muss. Weiterhin haben manche Lehrpersonen eine Grundhaltung, welche die bei «Banking Time» geforderte Beziehungskultur erschwert. Hier war und ist Überzeugungsarbeit zu leisten.
Trägerschaft: Pädagogische Hochschule Luzern, Institut für Schule und Heterogenität.
Projektregion: Zentralschweiz
Laufzeit: 30.11.2019 - 31.07.2023
Kontaktperson: Detlev Vogel detlev.vogel@phlu.ch
Webseite: https://www.phlu.ch/forschung/projekte/11764/detail.html?b0505264-8d20-44d3-952e-222601e7f81a