«Banking Time» - Beziehungsorientiert mit auffälligem Verhalten umgehen

Projektziel & Zielgruppe

Im Zentrum des Projekts stand ein integrativer Ansatz zum beziehungsorientierten Umgang mit auffälligem Verhalten von Schüler*innen, die Methode «Banking Time». Hauptziele des Projekts waren die Evaluation der Umsetzbarkeit und Wirksamkeit der Methode, sowie deren Implementation im regionalen Schulfeld. Im Rahmen des Projekts wurde die Methode in 45 Klassen angewendet und ausgewertet. Die Implementation erfolgte durch Weiterbildung und verschiedene Publikationen. Folgende Zielgruppen wurden angesprochen:

  •  Schüler*innen mit auffälligem Verhalten beider Kindergartenjahre sowie der 1. und 2. Klassenstufe
  • Klassenlehrpersonen und Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen
  •  Lehrpersonen und Schulteams
  • Studierende der Pädagogischen Hochschule Luzern

Wie hilft dieses Projekt?

Die Zurechtweisung, Sanktionen und Konflikte auf Grund auffälligem Verhalten beeinträchtigt die Beziehung zwischen Lehrperson und Kind. Banking-Time verfolgt das Ziel diese Beziehung zu verbessern. Im Zentrum der Methode steht das vom Kind geführte Spiel im Rahmen von geplanten Eins-zu-Eins-Interaktionen (Kind-Lehrperson). In regelmässigen dafür reservierten Momenten über einen Zeitraum von ca. sechs Wochen werden systematisch positive Beziehungserfahrungen für Lehrperson und Kind ermöglicht und so «Beziehungskapital» angespart. Auffälliges Verhalten wird als Teil dysfunktionaler Interaktionsmuster gesehen. Diese können durch das spezielle Setting mit den regelmässig stattfindenden Sequenzen verändert werden.

Was hat dieses Projekt erreicht?

  • Die am Projekt beteiligten Kinder zeigen nach Abschluss der BT weniger auffälliges Verhalten.
  • Die am Projekt beteiligten Lehrpersonen haben eine positivere Beziehung zu Kindern mit auffälligem Verhalten.
  • Lehrpersonen nehmen an Weiterbildungen zur BT teil und setzen die Methode anschliessend in ihren Klassen um.
  • Die Methode wurde in die Curricula mehrerer Studiengänge an der PH Luzern integriert.
  • Die Methode wurde in Teams und Netzwerken von Schulpsycholog*innen und Schulsozialarbeiter*innen bekannt gemacht.
  • Publikation der Ergebnisse in pädagogischen Fachzeitschriften sowie auf Fachkonferenzen.
  • Im Rahmen des Projektes hat sich gezeigt, dass eine ähnliche, aber leichter umsetzbare Methode, die «Integrierte Beziehungsförderung», in vielen Fällen auch einen positiven Einfluss auf die Beziehung und auf das Verhalten des Lernenden hat.

Beispiel

Folgende Aussagen von Lehrpersonen, die die Methoden umgesetzt haben, geben einen Einblick in die Wirkungen des Projektes:

«Das Kind, mit dem ich die Banking Time machte, war schon eineinhalb Jahre in meiner Klasse. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass wir keine wirkliche Beziehung zueinander hatten und ich konnte das Kind irgendwie nie richtig „fassen“. Schon während der Banking Time entwickelte sich eine positive und warme Verbindung. Das Kind hatte zwar immer noch in gewissen Situationen Schwierigkeiten, seinen Frust zu kontrollieren, ich komme jedoch in diesen Situationen viel besser an den Knaben heran. Er spricht mit mir, obwohl er noch wütend ist und weint. So kann ich ihn unterstützen und ihm helfen, die Situationen zu meistern. Und es gibt jetzt viel weniger Situationen, in denen er ausrastet.»

«Die Integrierte Beziehungsförderung ist sehr gut im Alltag einsetzbar. Dadurch, dass man sie „planen“ und festhalten muss, hat man den Überblick und vergisst sie nicht im Trubel des Alltags. Ich habe positive Veränderungen feststellen können. Zwischen dem Kind und mir hat sich Nähe und Vertrauen aufgebaut. Diese Methode kann man einfach umsetzen, weil sie die Lehrperson nicht absorbiert.»

Herausforderungen

Während der Covid-Pandemie konnte die Intervention «Banking Time» wegen des Lockdowns nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden. Das Projekt wurde daraufhin verlängert. Herausforderungen bei der Umsetzung sind organisatorische Fragen in den Schulen, da in den Zeiten der Banking Time eine zweite Lehrperson zur Verfügung stehen muss. Weiterhin haben manche Lehrpersonen eine Grundhaltung, welche die bei «Banking Time» geforderte Beziehungskultur erschwert. Hier war und ist Überzeugungsarbeit zu leisten.

Trägerschaft

Detlev Vogel, M.A., PH Luzern, Co-Projektleiter
Visualisierung Mägi Brändle

Letzte Änderung 13.02.2024

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