Gleichstellung in der familienergänzenden Betreuung für Kinder mit Behinderungen

Für Kinder mit Behinderungen – insbesondere mit stärkeren Behinderungen – fehlen vielerorts in der Schweiz finanzierbare Angebote an familienergänzender Betreuung. Procap fordert einen gleichwertigen Zugang zu Kindertagesstätten für alle Kinder.

Projektziel & Zielgruppe

Das Ziel des Projektes war den Bedarf und das bestehende Angebot von familienergänzenden Betreuung für Kinder mit Behinderungen schweizweit zu analysieren.  Das langfristige politische Ziel (nach formellen Projektende) ist eine schweizweite Versorgung mit familienergänzender Betreuung auch für Kinder mit Behinderungen. Wichtig dabei ist, dass diese Versorgung finanziell niemanden benachteiligt. D.h. Eltern von Kindern mit Behinderungen sollen gleich hohe Beträge zahlen wie Eltern von Kindern ohne Behinderungen. Entsprechend müssten die behinderungsbedingten Mehrkosten vom Gemeinwesen übernommen werden.

Die Zielgruppe des Projekts umfasst Kinder mit Behinderungen und ihre Eltern und Geschwister, Betroffenenorganisationen, Institutionen, Angebote der familienergänzenden Kinderbetreuung, Bund, Kantone und Gemeinden.

Wie hilft dieses Projekt?

Das Projekt konnte durch die Bestandesaufnahme wesentliche Wissenslücken schliessen. Die Erkenntnisse wurden breit geteilt, und die erreichte Medienpräsenz hat zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für diese Thematik beigetragen. Durch das erworbene Wissen und die schweizweite Vernetzung ist das Projektteam befähigt, dort Verbesserungen anzustossen, wo Potenzial und Bereitschaft dazu vorhanden ist. So wird auch nach Projektabschluss gemeinsam mit Partnerorganisationen schrittweise auf eine verbesserte, diskriminierungsfreie Angebots- und Finanzierungslage hingewirkt, in der Kinder mit Behinderungen über die gleichen Chancen und Rechte verfügen.

Was hat dieses Projekt erreicht?

Das Projekt hat verschiedene Meilensteine erreicht:

  • Durchführung einer schweizweiten Bestandesaufnahme mit Bericht (d/f/i)
  • Identifikation von Best-Practice-Beispielen und den relevanten Stakeholder
  • Befragung von 800 Akteuren und Akteurinnen aus verschiedenen Bereichen
  • Veröffentlichung und Verbreitung des Berichtes: Versand des Berichtes an zahlreiche Empfänger, breite  Medienberichterstattung (vgl. Medienspiegel).
  • Vernetzung der relevanten Stakeholder: Teilnahme an verschiedenen Anlässen, Organisation einer Online-Konferenz (vgl. Aufnahme).
  • Sensibilisierung: Der stattgefundene Austausch, die Verteilung des Berichts, die Teilnahme an der Online-Konferenz hat zu einer Sensibilisierung des Themas geführt.

Beispiel

Das Projekt hat auch schon einiges bewirkt:

  • Gemäss Rückmeldungen lässt sich ein erheblich gesteigertes Interesse am KITAplus-Programm vermelden. Bereits mehrere Kantone, in denen es bisher noch kein formalisiertes Angebot gibt für Kinder mit Behinderungen, und wo zu früheren Zeitpunkten auch kein grosses Interesse bestand, prüfen entsprechende Projekte.
  • Weiter wurden in mehreren kantonalen Parlamenten sowie auch im Nationalrat entsprechende Vorstösse zu dieser Thematik eingereicht, die sich teilweise auch explizit auf den veröffentlichten Bericht beziehen (ein Beispiel: Kanton Aargau, Grossrat, Motion 21.107). Zahlreiche Verbesserungen werden aktuell kantonal und kommunal aufgegleist.
  • Auf nationaler Ebene wird eine Verstetigung der Anstossfinanzierung des Bundes diskutiert (parlamentarische Initiative 21.403). Das Projektteam bemüht sich, für die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen in der familienergänzenden Betreuung zu sensibilisieren und ist mit der zuständigen Subkommission und weiteren Akteuren im Austausch, unter anderem durch Vorstellen des Berichts an einer Anhörung.

Herausforderungen

Die Erarbeitung der durchgeführten Bestandesaufnahme stellte eine Herausforderung dar. Nur wenige Daten waren bereits verfügbar. Zudem handelt es sich bei der Thematik um einen Bereich, bei dem viele Kompetenzen bei Gemeinden und besonders bei den Kantonen liegen. Entsprechend musste das Projektdesign stärker auf die Kantone ausgerichtet werden, was aufgrund der grossen kantonalen Unterschiede zu einem erheblichen Mehraufwand führte.

Pandemiebedingt konnten Veranstaltungen nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden, entweder online oder mit den entsprechenden Abstands- und Hygieneregeln. Die nationale Konferenz wurde online durchgeführt. Die Inhalte wurden vermehrt «frontal» präsentiert und über Podiumsdiskussionen vermittelt. Workshops waren leider nicht sinnvoll umsetzbar. Nichtsdestotrotz waren die Rückmeldungen der Teilnehmenden grösstenteils positiv.

In Zukunft wird es eine Herausforderung sein, sowohl flächendeckend ein Angebot zu schaffen und als auch gleichzeitig, die Qualität der Betreuung aller Kinder sicherzustellen.

Trägerschaft

Trägerschaft: Procap Schweiz
Projektregion: Schweiz
Laufzeit: Juni 2020 – Juli 2021
Kontaktperson: Dr. Alex Fischer, Anna Pestalozzi
Webseite: www.procap.ch/kita

Foto des Projektteams: Anna Pestalozzi, Alex Fischer und Miriam Häfliger
Das Projektteam (von links nach rechts): Anna Pestalozzi (Projektmitarbeiterin), Alex Fischer (Projektleiter) und Miriam Häfliger (Projektmitarbeiterin)

Letzte Änderung 13.02.2024

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