Antisemitismus

Antisemitismus (auch Judenfeindlichkeit) drückt eine ablehnende Haltung oder Einstellung gegenüber Menschen aus, die sich als Jüdinnen und Juden bezeichnen oder als solche wahrgenommen werden. Siehe mehr dazu im Glossar.

Es gibt heute verschiedene Definitionen von Antisemitismus. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit besteht Konsens darüber, dass es sich um eine Feindseligkeit gegenüber jüdischen Personen handelt. Es gibt deshalb auch den Vorschlag, besser von antijüdischem Rassismus zu sprechen.

Wo steht die Schweiz

Die in der BFS Erhebung "Zusammenleben in der Schweiz" ZidS gemessenen feindseligen Einstellungen gegenüber jüdischen Personen nahmen 2022 leicht ab. Die Anzahl gemeldeter antisemitischer Vorfälle, Beratungsfälle und Rechtsfälle hingegen nimmt laufend zu. Insgesamt tritt Antisemitismus immer manifester auf. Besonders markant ist der Anstieg im online Bereich.

Das Weltgeschehen und Krisen, wie etwa die Covid-Pandemie, der Ukraine-Krieg oder Gewalteskalationen im Nahen Osten triggern häufig unmittelbar und in hohem Masse antisemitische und andere Formen von rassistischen Vorfällen. Nach dem 7. Oktober 2023 etwa hat der Schweizerische Israelitische Gemeindesbund (SIG) eine Verzehnfachung antisemitischer Vorfälle registriert. Auch die Coordination Intercommunautaire contre l’Antisémitisme et la Diffamation (CICAD) geht von einer massiven Zunahme antisemitischer Vorfälle aus.
Dies zeugt davon, dass Antisemitismus nicht als Problem der politischen Extremen verstanden werden kann, sondern in der Schweizer Gesellschaft breit verankert ist. Der Indizes des BFS zu Feindseligkeit gegenüber jüdischen Personen sinkt zwar seit 2016 leicht. 2022 liegt er auf einer Skala von 1 (Ablehnung dieser Einstellung) bis 4 (Zustimmung zu dieser Einstellung) bei 1.82.

Für weitere Daten siehe Rassismus in Zahlen.

Betroffene von Antisemitismus wenden sich eher an Vertrauenspersonen oder Beratungsangebote von auf Antisemitismus spezialisierten Stellen. Besonders relevant für die Erfassung des Ausmasses von Antisemitismus sind deshalb die Berichte von SIG und GRA sowie der CICAD.

Die Studie «Erfahrungen und Wahrnehmungen von Antisemitismus unter Jüdinnen und Juden in der Schweiz» von 2020 kommt zum Schluss, dass Jüdinnen und Juden in der Schweiz insgesamt weniger besorgt seien als in anderen europäischen Ländern. Tatsächlich scheinen physische und verbale Angriffe auf jüdische Menschen und Sachbeschädigungen weniger oft vorzukommen. Gleichzeitig erachten jedoch mehr als die Hälfte der Befragten Antisemitismus als aktuelles gesellschaftliches Problem, und orthodoxe Jüdinnen und Juden sowie solche, die in der Öffentlichkeit eine Kippa tragen oder regelmässig die Synagoge besuchen, fühlen sich teilweise unsicher.

Herausforderungen und Massnahmen

Der Fokus der staatlichen Massnahmen gegen Antisemitismus liegt auf dem Schutz der Menschen und nicht auf dem Schutz der Religion.

Im Juni 2021 verabschiedete der Bundesrat einen Postulatbericht, der sich mit den möglichen Anwendungsbereichen der IHRA- Arbeitsdefinition von Antisemitismus auseinandersetzt. Er kommt zum Schluss, dass diese Definition im Rahmen der vielfältigen Massnahmen zur Bekämpfung des Antisemitismus in der Schweiz als zusätzlicher Leitfaden dienen kann, um antisemitische Vorfälle zu identifizieren. Als Grundlage des Berichts dienten:

  • eine juristische Analyse der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus sowie
  • eine Evaluation der Massnahmen gegen Antisemitismus von Bund, Kantonen und Gemeinden.


In seinen Empfehlungen beauftragte der Bundesrat die FRB damit, eine «koordinierte Strategie zur aktiven Information und Sensibilisierung über Rassismus und Antisemitismus» mit Partnern auf Bundes- und Kantonsebene zu entwickeln. Die FRB hat seither eine Übersicht der bei den Kantonen und Städten für Antisemitismus zuständigen Stellen erstellt und mit diesen die «Plattform Antisemitismus» lanciert. Diese verfolgt als Ziele die Wissensvermittlung, Sensibilisierung und Vernetzung der Akteure.

Mit ihre Projektförderung unterstützt die FRB Projekte gegen Antisemitismus, insbesondere auch in den Schulen.

Letzte Änderung 12.03.2024

Zum Seitenanfang

Kontakt

Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Generalsekretariat GS-EDI
Inselgasse 1
CH-3003 Bern

Tel
+41 58 462 80 41
Fax
+41 58 462 79 01

Mail

Kontaktinformationen drucken

Karte

Eidgenössisches Departement des Innern EDI

Inselgasse 1
3003 Bern

Auf Karte anzeigen

Kontaktinformationen drucken

https://www.edi.admin.ch/content/edi/de/home/fachstellen/frb/themen/spezifische-Rassismen/antisemitismus.html